24

Was als leichtes Schneegestöber begonnen hatte, war zu einem heftigen Schneesturm geworden, als sich Alex und Luna in der Wildnis auf den Rückweg ihrer Liefertour machten. Alex war froh, dass sie der jungen Mutter hatte helfen können, die heute mit ihr gerechnet hatte. Aber sie war unruhig, weil es ihr immer noch nicht gelungen war, Jenna zu erreichen. Sie nahm ihr Handy heraus und versuchte erneut, in Jennas Blockhütte anzurufen.

Niemand ging ran.

Alex' leichte Besorgnis wegen ihrer Freundin war in der Zeit, die sie unterwegs war, nur noch stärker geworden und hatte sich schließlich in ausgewachsene Sorge verwandelt. Was, wenn Jenna in diesem Jahr alles schwerer nahm als bisher? Alex wusste, dass sie sich quälte und über den Verlust ihres Mannes und ihres Kindes immer noch verzweifelt war. Was, wenn sie sich in ihrer Verzweiflung diesmal zu etwas hatte hinreißen lassen?

Was, wenn Jenna sich etwas angetan hatte?

„Oh lieber Gott, mach, dass ich mich täusche.“

Luna rannte neben ihr her, und Alex beschleunigte den Schlitten, als sie von dem Wildpfad abbog, der sie zurück nach Harmony geführt hätte. Stattdessen entfernte sie sich von der Stadt und steuerte Jennas Hütte eine Meile außerhalb an.

Sie war nur noch eine knappe Viertelstunde davon entfernt, als sie vor sich zwischen den Bäumen plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Sie konnte die Umrisse in der Dunkelheit kaum ausmachen, aber es schien ... ein Mensch zu sein.

Ja. Da stürmte jemand durch das schneebeladene Unterholz des Waldes. Trotz der bitteren Kälte war er völlig nackt. Und nicht allein.

Mehrere andere Gestalten tauchten plötzlich aus den Schatten auf und rannten neben ihm her, vierbeinige, dunkle Gestalten ... ein Rudel von einem halben Dutzend Wölfen. Der Anblick des Mannes und der wilden Tiere erschreckte sie eigentlich nicht so sehr, aber er verwirrte sie.

Kack?

Alex ging vom Gas und kam mit ihrem Schlitten fast zum Stehen, Luna an ihrer Seite ebenfalls.

„Kade“, rief sie. Sein Name brach rein instinktiv aus ihr heraus. Einen kurzen Moment lang spürte sie Euphorie, ihn zu sehen, doch dann traf sie die Logik wie ein Hammerschlag. Kade war vor Stunden aufgebrochen, um die anderen Krieger aus Boston zu treffen. Was sollte er dann hier draußen, in diesem Aufzug?

Und irgendwas stimmte nicht mit ihm ...

Das konnte nicht Kade sein.

Aber ... er war es doch.

Die Scheinwerfer ihres Schneemobils erfassten ihn. Die Wölfe stoben auseinander und rannten in den Wald zurück, er jedoch blieb stehen, allein, und hob den Arm, um seine bernsteingelb glühenden Augen vor dem Lichtstrahl abzuschirmen. Seine Dermaglyphen  waren so dunkel, dass sie sich fast schwarz von seiner Haut abhoben, und etwas fast ebenso Dunkles - ihr Verstand weigerte sich zunächst, es wahrzunehmen - rann ihm nass von Kopf bis Fuß über den nackten Körper.

Blut.

Oh Gott.

Er war verletzt ... dem schrecklichen Anblick nach sogar schwer.

Alex' Herz machte einen schmerzhaften Satz. Er war verwundet. Seine Mission mit dem Orden musste irgendwie schrecklich schiefgegangen sein.

„Kade!“, schrie sie laut und stieg vom Schlitten, um zu ihm zu laufen. Luna sprang im Kreis vor ihr herum und versperrte ihr den Weg, dabei bellte und winselte sie, um sie zu warnen. Vielleicht hatte sogar der Hund bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung mit ihm war.

„Kade, was ist mit dir passiert?“

Er wandte ihr den Kopf zu und starrte sie an, als wollte er sie mit seinem Blick durchbohren, seine Haare standen wirr vom Kopf ab, klebrig vor Feuchtigkeit.

Selbst aus den gut dreißig Metern, die sie voneinander entfernt waren, konnte Alex sehen, dass sein Gesicht blutbespritzt war und ihm Blut in dünnen Linien übers Kinn rann.

Warum antwortete er nicht?

Was zum Teufel war los mit ihm?

Alex blieb stehen, ihre Füße weigerten sich plötzlich weiterzugehen. „Kade? Oh mein Gott... bitte sprich doch mit mir. Du bist verletzt. Sag mir, was passiert ist.“

Aber er gab keinen Ton von sich.

Wie ein Geschöpf des Waldes rannte er vor ihr davon und verschwand im dunklen Gehölz.

Alex rief ihm nach, aber er war nicht mehr zu sehen. Die Scheinwerfer ihres Schlittens drangen weit zwischen die Bäume, wo Kade und die Wölfe gewesen waren. Sie machte ein paar zögernde Schritte vorwärts und versuchte, den Angstknoten in ihrem Hals und das tiefe, zaghafte Knurren von Luna neben ihr zu ignorieren.

Sie musste Kade finden.

Und erfahren, was geschehen war.

Alex' unsichere Schritte wurden zum Trab, ihre Stiefel zogen sich schwerfällig durch den Schnee. Ihr Herz raste, und ihre Lungen zogen sich bei jedem Atemzug zusammen, während sie durch die eisige Dunkelheit rannte und dabei dem Scheinwerferstrahl ihres Schlittens folgte.

Sie rang nach Luft, als sie die Blutflecke im Schnee entdeckte. So viel Blut.

Kades Fußspuren hatten sie überall hingetragen. Genau wie die vielen Wolfspfoten.

„Oh Gott“, flüsterte sie. Ihr wurde schlecht, und sie würgte fast, als sie sich weiter in den Wald wagte und der Blutspur folgte.

Je weiter sie kam, desto dunkler wurden die Flecken im Schnee. Fast schwarz, und so viel Blut, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. So viel konnte Kade nicht verloren haben und trotzdem noch aufrecht stehen. Geschweige denn wegrennen, wie er es getan hatte, als er sie bemerkt hatte.

Benommen ging Alex weiter, all ihre Instinkte schrien ihr zu umzukehren, bevor sie etwas sah, das sie nie wieder aus dem Kopf bekommen würde.

Aber sie konnte nicht umkehren.

Sie konnte nicht weglaufen.

Sie musste wissen, was Kade getan hatte.

Alex' Schritte verlangsamten sich, als sie die Stelle erreichte, wo das Blutbad begonnen hatte. Ihr Blick verschwamm, als sie auf die blutigen Überreste eines bestialischen Angriffs hinunterstarrte. Ein Vampirangriff - schlimmer als alle Grausamkeiten, die sie je erlebt hatte. Wieder war ein menschliches Wesen, eine weitere unschuldige Person, von den abscheulichen Killern ihrer Albträume brutal abgeschlachtet worden.

Von Kade - obwohl sie es nie geglaubt hätte, wenn sie ihn nicht mit eigenen Augen gesehen hätte.

Alex konnte sich nicht rühren. Gott, sie konnte kaum etwas fühlen, wie sie so dastand, betäubt von einem so abgrundtiefen Entsetzen, dass sie nicht einmal Atem holen konnte, um zu schreien.

Kade hatte ein komisches Gefühl in der Brust, als er und die anderen Krieger weiter in den Korridor des Minenschachts vordrangen. Mit der Waffe im Anschlag schlich er in der Dunkelheit voran und versuchte, den kalten Knoten in seiner Brust zu ignorieren.

Scheiße, hatte er in dem Tumult vorhin etwa einen Treffer in die Brust abbekommen?

Er tastete sich ab, suchte nach einer Wunde oder klebrigen Blutspuren, fand aber nichts. Da war nur dieser Phantomschmerz, der ihm die Luft aus den Lungen saugen wollte. Er schüttelte ihn ab und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf die pechschwarze Höhle zu richten, die sich vor ihm und den anderen Kriegern ausdehnte.

Hinter ihnen heulten immer noch die Alarmsirenen, doch in den Tiefen des Minenschachts wartete nichts als Stille. Plötzlich drang von irgendwo tief aus den Schatten kaum wahrnehmbar das leise Scharren von Schritten. Kade hörte es und war sicher, dass die übrigen Krieger es auch gehört hatten.

Tegan hob die Hand und ließ sie anhalten. „Sieht so aus, als ob dieser verdammte Schacht leer ist“, sagte er laut in den finsteren Abgrund vor ihnen, um Dragos' Leutnant zu ködern. „Gib mir mal das C-4 rüber. Wir machen diesem Hurensoh...“

„Warte.“ Die körperlose Stimme klang unwillig und arrogant, ein tonloser Grunzlaut in der Dunkelheit. „Warte einfach ... bitte.“

„Zeig dich“, befahl Tegan. „Komm schön langsam da raus, du Arschloch. Wenn du bewaffnet bist, schluckst du Blei, bevor du den ersten Schritt machst.“

“Ich habe keine Waffe“, knurrte die Stimme zurück. „Ich bin Zivilist.“

„Heute nicht“, schnaubte Tegan. „Los, raus mit dir.“ Dragos' Mitarbeiter trat aus der Finsternis wie befohlen, aber nur ein Stück. In seinen maßgeschneiderten grauen Hosen und dem Kaschmirpullover sah er eher wie ein Stratege der Vorstandsetage als nach einem Militärtaktiker aus. Andererseits rekrutierte Dragos - so viel hatte der Orden in der Vergangenheit bei seinen handverlesenen Mitarbeitern feststellen können - seine Leutnants überwiegend auf der Grundlage ihres Stammbaums und ihrer Neigung zur Bestechlichkeit.

Mit zum Zeichen der Kapitulation erhobenen Händen blieb Dragos' Mann im Schatten des Minenschachts. Er bewegte sich langsam und bedächtig, und auch sein sorgfältig kultiviertes Auftreten konnte nicht kaschieren, dass er sich beim Anblick der fünf Stammeskrieger, die ihn tödlich im Visier hatten, vor Angst fast in die Hosen machte.

„Wer bist du?“, wollte Tegan wissen. „Wie heißt du?“

Er sagte nichts, aber sein Blick glitt fast unmerklich zur Seite.

„Ist da noch jemand drin?“, fragte Tegan. „Wo ist der Älteste? Und wo ist Dragos?“

Der Mann tat einen zögernden Schritt. „Ich brauche Zusicherungen vom Orden“, sagte er ausweichend, und wieder huschte sein Blick verräterisch zur Seite. „Ich benötige Asyl ...“

Aus der Dunkelheit explodierte ein Schuss und schnitt ihm das Wort ab. Ein beträchtliches Stück seines Kopfes wurde weggepustet.

„Killer“, fauchte Hunter im selben Augenblick, aber seine Warnung ging in weiteren Schüssen unter, die aus den Schatten dröhnten.

Dragos' Leutnant - der Vampir, der dem Orden womöglich den besten Hinweis auf seinen Feind hätte liefern können - lag als blutige Masse auf der Erde. Kade und die anderen vier Krieger feuerten in den schwarzen Schlund des Minenschachts und durchsiebten den Bereich mit Patronen, während sie den zurückkommenden Kugeln auswichen.

„Geht in Deckung!“, schrie Tegan, als der Kugelhagel kein Ende nahm.

Kade und Brock sprangen in die nächstliegende Kammer im Korridor, Tegan direkt hinter ihnen. Chase und Hunter bezogen etwas weiter oben auf der anderen Seite des Gangs Stellung und erwiderten das Feuer auf den gnadenlosen Kugelhagel aus der Dunkelheit.

„Brock“, sagte Tegan, und seine Fangzähne schimmerten in der Finsternis.

„Wirf eins von deinen Knallbonbons in den Korridor. Wir schießen von hier aus drauf und lösen es aus.“

Brock legte seine Waffe ab und zog ein Päckchen C-4 aus seinem Tornister. Er arbeitete schnell und drückte eine Sprengkapsel und einen kleinen Zünder in den hellen Block. Als er damit fertig war, nickte er Tegan zu. „Wir müssen genau treffen. Wenn wir den Zünder verfehlen, gibt's keinen Funken.“

Kade fing den Blick des schwarzen Kriegers auf. „Kein Funke, keine Explosion.“

„Jep.“

„Wirf es“, sagte Tegan.

Brock schlich zur Türöffnung und warf das C-4 in hohem Bogen hinaus, und als der Sprengstoff im finsteren Minenschacht verschwand, eröffneten die drei das Feuer. Es war schwer zu sagen, ob sie den Block getroffen hatten, bis ein heller Funke in der Dunkelheit aufblitzte. Dann explodierte der Sprengstoff mit einer alles erschütternden Explosion.

Eine Wolke aus Rauch und pulverisiertem Bruchgestein schoss wie ein Tsunami nach vorn und trieb Betonsplitter und beißenden Qualm in den Raum, in dem Kade, Brock und Tegan Schutz gesucht hatten.

Und dann kam aus der gewaltigen Trümmerwelle der Gen-Eins-Killer hervorgestürmt.

Er war nichts mehr als ein verschwommener Fleck aus Bewegung und Wucht, der vorwärtsschoss wie eine Kanonenkugel. Tegan sprang hinaus, um ihn abzufangen, und kurz darauf waren die beiden Gen-Eins-Männer mitten in einem tödlichen Kampf. Die Dunkelheit und die beißenden Trümmerwolken verschluckten sie, während sich der Kampf verschärfte, Waffen fielen klirrend auf den Steinboden, Fäuste klatschten und knirschten auf Fleisch und Knochen.

Plötzlich drang stechender Blutgeruch aus dem Knäuel.

Ein Wutschrei ertönte - Tegans tiefes Wutgeheul ... dann herrschte Stille.

Irgendwer fand einen Lichtschalter und knipste ihn an. Neonröhren erhellten den Korridor in einem diesigen Nebel von bläulich-weißem Licht.

Und da war Tegan, er blutete aus einer tiefen Oberschenkelwunde, sein gezacktes Titanmesser steckte zwischen dem dicken Hals des Killers und dem schwarzen Polymerhalsband, das ihn umschloss. „Ganz langsam jetzt“, warnte er Dragos' Killer. „Ganz vorsichtig aufstehen.“

Der kahle Gen Eins knurrte böse, seine Augen verströmten puren Hass. „Fick dich!“

„Aufstehen!“, befahl Tegan. „Vorsichtig. In so einer Lage kann man leicht den Kopf verlieren.“

Der Killer erhob sich nur widerwillig, Wut strahlte in Wellen von ihm ab. Kade und die anderen hielten weiter die Waffen auf ihn gerichtet, während Tegan ihn in die nächste Kammer führte. Ihre Funktion war Kade nur allzu vertraut, seit er und der Orden vor nur ein paar Wochen, als sie Dragos' Hauptquartier in Connecticut ausgeräuchert hatten, auf eine ganz ähnliche Einrichtung gestoßen waren. Es war eine Arrestzelle mit dem zylindrischen Käfig in der Mitte sowie den elektronisch gesteuerten Fesseln und dem digitalen Kontrollpult, dafür konzipiert, einen ganz speziellen Gefangenen in Schach zu halten.

 “Wo ist der Älteste?“, wollte Tegan wissen, als er den Killer zu dem Hochsicherheitskäfig, der gebaut worden war, um den Außerirdischen festzuhalten, hinüberdirigierte. Tegan sah auf Kade und Brock. „Schließt den Mistkerl ein.“

Sie packten jeder eine Hand des Gen Eins und ließen die Fesseln um seine Gelenke zuschnappen. Während sie seine Arme sicherten, kam Chase dazu und legte ihm die Fußangeln an.

„Wo ist der Älteste?“, wiederholte Tegan seine Frage knapp. „Schön, wie wär’s hiermit: Wo ist Dragos? Anscheinend splittet er seine Aktivitäten auf und schiebt seine Leute hin und her, statt sie alle an einer Stelle zu bündeln. Er hat den Ältesten also hier auf Eis gelegt, aber was ist mit den Übrigen? Wo versteckt er sich jetzt? Und wo sind die Stammesgefährtinnen, die er gefangen hält?“

„Wird er nicht wissen.“ Hunters tiefe Stimme drang durch das Heulen der Sirenen draußen und die steigende Anspannung in der Sicherungskammer des Ältesten. „Dragos erzählt uns nichts. Als seine Jäger dienen wir nur. Das ist alles.“

Tegan knurrte wütend, er sah aus, als würde er dem Killer am liebsten sofort ans Halsband gehen. Mit der einen Hand presste er das Messer an das UV-Halsband, die andere legte er auf die Stirn des Killers und drückte seinen Kopf nach hinten. „Der Wichser weiß was.“

Der Killer verzog den Mund zu einem belustigten Grinsen.

„Red schon, du verdammte Laborratte, oder du gehst gleich in Rauch auf.“

Der Blick des Killers war eisig wie ein Gletscher. „Wir alle gehen gleich in Rauch auf, zischte er zwischen seinen Zähnen und Fängen hervor.

Kade sah auf das Kontrollpult an der gegenüberliegenden Wand und bemerkte erst jetzt die Digitalanzeige, auf der ein Fünf-Minuten-Countdown lief.

Zusätzlich zu dem nagenden Kältegefühl in seiner Brust beschlich ihn jetzt noch das dumpfe Gefühl von Déjà-vu. Was er da sah, musste der ablaufende Selbstzerstörungsmechanismus der Mine sein. „Scheiße! Er hat den Schalter schon umgelegt. Hier geht gleich alles in die Luft.“

Tegan stieß ein leises, mörderisches Knurren aus, zog sein Messer vom Kinn des Killers und ließ ihn im Käfig des Ältesten stehen. Kade und die anderen traten zurück, als er zum Kontrollpult ging und auf den Knopf für die UV-Lichtschranken drückte. Die vertikalen Strahlen gingen an und schlossen den Gen-Eins-Killer kreisförmig ein, sicherer, als alles Metall der Welt es konnte.

„Nichts wie raus hier“, sagte Tegan und stapfte aus der Tür. Die übrigen Krieger schlossen sich ihm an, Kade und Brock bildeten das Schlusslicht.

Brock blieb kurz stehen und grinste den gefangenen Killer breit an. „Schön brav sitzen bleiben, klar?“

Normalerweise hätte der makabre Humor seines Partners ihn zum Kichern gebracht, aber es war verdammt schwer, ihn zu würdigen, wenn ihm das Herz hämmerte, als wäre er gerade hundert Meilen gerannt, und in seinen Adern die gleiche seltsame Kälte brannte, die sich in seiner Brust eingenistet hatte.

Er rannte mit dem Rest der Gruppe aus dem Minengebäude auf den Hauptplatz des Geländes hinaus, der einem Kriegsschauplatz glich. Hier draußen war das Geheul der Alarmsirenen am lautesten und gellte durch die Nacht. Inzwischen schneite es wie verrückt, der Schnee deckte die toten Lakaien zu und verringerte die Sichtweite praktisch auf null.

„Wir müssen diese Leichen entsorgen. Man darf hier nichts mehr finden, wenn hier alles hochgegangen ist“, sagte Tegan. „Kommt, wir schleppen sie in die Außengebäude und jagen sie mit dem Rest C-4 in die Luft.“

„Alles klar“, sagte Brock.

Kade half den übrigen Kriegern dabei, den Platz zu räumen, bevor der Selbstzerstörungstimer bei null angelangt war. Inzwischen fiel ihm das Atmen schwer, sein Blut hämmerte wie seine eigene Alarmsirene, und allmählich sickerte etwas anderes durch die Adrenalinstöße und die geballte Konzentration, die seine Sinne über weite Teile des Kampfes in der Mine überschwemmt hatten.

Als er und seine Brüder den letzten Lakaien an seinen Bestimmungsort geschleift hatten und das erste Rumpeln der bevorstehenden Explosion den Boden erzittern ließ, traf ihn die Ursache seiner inneren Not mit voller Wucht.

Alex.

Verdammt!

Irgendetwas war passiert. Sie war durcheinander, aufgewühlt. Irgendetwas hatte sie erschreckt ... entsetzt. Und er empfand ihren seelischen Schock wie seinen eigenen, weil er ihr Blut in seinen Körper aufgenommen hatte. Es war die Blutsverbindung zu ihr, die in seinen Adern tobte.

Ihr Name war eine Bitte - ein Gebet -, als die Erde unter seinen Füßen gewaltig bebte und die Minengesellschaft hinter ihm in die Luft flog.

Lara Adrian- 07- Gezeichnete des Schicksals
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